WN: Leserbrief Maria Odenthal-Schnittler zur ehemaligen ARAL-Tankstelle

Leserbrief an die Westfälischen Nachrichten zur Situation der ehemaligen ARAL-Tankstelle vor Telgte:

Wir genervten Auto-Pendlerinnen zwischen Telgte und Münster, wir frustrierten Bahnnutzer, wir RadlerInnen, wir Entscheidungsträger und Politikerinnen  – wir alle atmen es förmlich in der hellen Frühlingsluft: Da tut sich endlich etwas auf dem Terrain der alten ARAL-Tankstelle vor Telgte. Auch wir in der Bürgerinitiative B51 Telgte sehen das, und es keimt eine Vision, die bestimmt auch viele andere so oder ähnlich haben.

Diese Stelle wäre ideal als Mobilitäts-Hub (gut denglisch). Das sind öffentlich zugängliche Orte, die verschiedene Mobilitätsangebote an einem Standort miteinander verknüpfen. Anfangen könnte man mit einem einfachen Park&Ride-Platz. Über eine App verabreden sich Menschen, fahren mit ihren eigenen Autos morgens hierhin und dann gemeinsam mit einem Auto weiter. Im besten Fall wird aus vier Autos, die morgens gen Münster fahren würden, eines, im schlechtesten Fall wird aus zwei Autos eines. Das wäre nur ein Anfang; bald kommt eine Bushaltestelle dorthin, wo die Menschen in den Bus steigen und ihre Wagen dort stehen lassen. Irgendwann entsteht eine überdachte Anlage, daraus dann ein kleiner oder größerer Treffpunkt mit einem Kaffee oder Imbiss. Die Anbindung an eine Veloroute versteht sich von selbst inklusive Leihrädern, -rollern und -mopeds. Vielleicht kommen später on-demand-Verkehre hinzu. Die Digitalisierung macht Absprachen super einfach möglich.

Solch eine Vision (oder anders ausgedrückt: solch eine strukturierte Planung für die Zukunft) ist einfach großartig. So eine Idee beflügelt mich, gerade in diesen politisch so wahnsinnig deprimierenden Zeiten mit Hiobsbotschaften im Minutentakt aus der ganzen Welt. Um den hier vielleicht etwas sehr bemüht wirkenden Zusammenhang zu begründen:

Meiner Meinung nach müssen und können wir hier auf allerallerunterster Ebene in einer Graswurzelbewegung der egozentrischen, unanständigen und gefährlichen Politik extrem rechtsnationaler Gesinnung etwas entgegen setzen. Und sei es eben so ein scheinbar popeliger Park&Ride-Platz vor Telgte. Denn der Kreis schließt sich, wenn aus diesem unansehnlichen Platz ein Treffpunkt für alt und jung, für jede und jeden wird. Hier können neue Kontakte geschlossen werden, vielleicht sogar neue Freundschaften. Es kann sich ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln, ein sinnbringendes Miteinander, ein gegenseitiges Aufpassen, eine aktive Gestaltung unserer Umwelt.

Diese Vision ist großartig und vor allem umsetzbar! Das ist das Zauberwort: umsetzbar! Und damit möchte ich als Laie freundlich an die in diesen Vorgang involvierten Behörden, Ämter, Kommunen, Verwaltungen, an die Politik vor Ort appellieren: Versuchen Sie bitte so weit es möglich ist, unbürokratisch, mutig und zielorientiert diese sicherlich nicht nur von uns favorisierte Vision in die Tat umzusetzen. Statuieren Sie hier ein Exempel für eine effiziente, am Gemeinschaftswohl orientierte und überregional zusammen arbeitende Politik und Verwaltung. So etwas kann Früchte tragen …

Dr. Maria Odenthal-Schnittler, Telgte