Wo stehen wir?

Wo stehen wir?  Versuch einer Einordnung unserer Sichtweise in der Bürgerinitiative B51 Telgte e. V.

Liebe Mitglieder, liebe Interessierte,

„Wie wir heute bauen, bestimmt auf lange Sicht das Leben in unseren Städten. Denn Brücken, Wohngebiete, Rad- und Schienenwege ebenso wie Infrastrukturen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung haben lange Lebenszeiten. Wir müssen heute konsequent den Wandel des Klimas mitdenken und für eine nachhaltige Entwicklung in den Städten vorsorgen.“
(Burkhard Jung, Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister von Leipzig; Link mit dem kompletten Text  auf unserer Website)

Hier wird vom Präsidenten eines kommunalen Spitzenverbandes in Deutschland genau das im Allgemeinen kommuniziert, wofür sich die Bürgerinitiative B51 Telgte hier vor Ort engagiert: den Erhalt der so lebens- und liebenswerten westfälischen Kulturlandschaf und vor allem auch gewachsener Nachbarschaften!

Mit Bauten solchen Ausmaßes wie dem geplanten Ausbau der B51 zwischen Münster und Telgte und  den gigantisch geplanten Umgehungen um Warendorf, Beelen und Herzebrock-Clarholz würden Nachbarschaften, landwirtschaftliche und kulturelle Besitztümer und gewachsene Wohnstrukturen getrennt. Groteske  Relikte dieser Art würden unsere Städte und Gemeinden und die westfälische Natur- und Kulturlandschaft auf Jahrzehnte negativ und mit verheerenden Folgen verändern. Stellen wir uns nur vor, was an Brückenbauwerken mit allen dazu gehörenden Zu- und Abfahrten (Beispiel Kreuz Wolbeck) und  an zusätzlichen Trassen für Busse  und den landwirtschaftlichen Verkehr  entstehen würde – nein, besser nicht.

Und das ist nur der direkte Einfluss. Dazu kommt die Tatsache, dass Ausbauten dieser Art den  Klimaschutzzielen der Bundesrepublik, der Länder, der Städte und der Kommunen absolut entgegen laufen und die Wende hin zu einer nachhaltigen Mobilität erschweren oder sogar verhindern. 

Als Vorsitzende der Bürgerinitiative B51 Telgte habe ich mich mittlerweile in diese Thematik etwas eingearbeitet und recherchiere viel. Dabei fällt mir auf, dass wirklich immer mehr Menschen die Ernsthaftigkeit der Lage erkennen, sie genau analysieren und  mit guten Ideen und Konzepten aufwarten. Einige davon stehen Spitzenverbänden, wie oben genannt, vor. Das ist großartig! Genau so großartig  ist es auch, dass Politikverter:innen hier vor Ort, wie die Bürgermeister von Telgte und Ostbevern mit ihren Räten, die Räte in Münster, Beelen und Warendorf  es genau so sehen und versuchen, vor Ort umzusetzen.

Und damit bin ich schon mittendrin im zweiten Thema, das ich gerne ansprechen möchte:

Kommunen als zentrale Akteure nachhaltiger Entwicklung

„Der Rat für Nachhaltige Entwicklung appelliert … an Bund und Länder, den Kommunen nicht nur eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der globalen, deutschen und Länder-Nachhaltigkeitsziele zuzuschreiben, sondern die Rahmenbedingungen für erfolgreiche Nachhaltigkeitsaktivitäten der Kommunen systematisch zu verbessern.“
(Rat für Nachhaltige Entwicklung, siehe Link auf unserer Website vom Dezember 2020)

Viele unserer kommunalen Entscheidungsträger:innen sehen die Notwendigkeit, in der Mobilitätspolitik umzusteuern. Für den Warenverkehr bedeutet das: „Lastenverteilung“ wieder hin zur Bahn (Reaktivierung des vorhandenen, riesigen deutschen Schienennetzes incl. Haltestellen an Industriegebieten), LKW-Transport soweit wie möglich auf die Autobahn. Für den privaten Sektor gilt: Es muss ein ÖPNV geschaffen werden, der Menschen jedes Alters und jeder Konstitution die Möglichkeit gibt, sich schnell und sicher und einfach zu bewegen. Dabei sollte jedoch gerade im ländlichen Raum natürlich auch das Auto in die Mobilitätskonzepte mit einbezogen werden – nicht mehr on top in einer hierarchischen Ordnung, sondern höchstens gleichberechtigt neben Bus, Bahn und Fahrrad. Ein wirklich integriertes Mobilitätskonzept mit Mobilstationen auch auf dem Land.

Ich glaube, dass wir nur so unserem Ziel ein Stück näher kommen  –  aus und mit der Kommune, die sich in ihrer Region auskennt, die Impulse vor Ort aufnimmt und sie auch umsetzt, die sich mit anderen Kommunen vernetzt.

Was uns jetzt nur noch fehlt, ist der politische Wille im Bund und in der Landesregierung NRW, endlich einzusehen und zuzugeben, dass es mit der bisherigen Verkehrspolitik so nicht weitergehen kann! Dazu gehören neben Sachverstand natürlich auch Verantwortungsbewusstsein, Souveränität und eine gute Portion an Resilienz. Diese guten Eigenschaften können sich die Verantwortlichen in Berlin und Düsseldorf sehr, sehr gerne hier von ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Münsterland abschauen.

Dr. Maria Odenthal-Schnittler
1. Vorsitzende Bürgerinitiative B51 Telgte e. V.