Offener Brief an die CDU- und SPD-Fraktionen der Stadt Telgte:
Sehr geehrte Mitglieder der SPD- und der CDU-Fraktion der Stadt Telgte,
wie Sie sicherlich ahnen, geht es um den geplanten Ausbau der B51 zwischen Münster/Handorf und Telgte. Wir als Bürgerinitiative möchten die vorhandene Straße so belassen wie sie ist – mit ihren alten Bäumen, dem Prozessionsweg und den denkmalgeschützten Bauwerken. Natürlich beziehen wir den Unmut vieler im morgendlichen Stau stehender PendlerInnen und Berufstätiger (Handwerker, Selbstständige, Angestellte usw.) in unsere Überlegungen mit ein.
Deshalb plädieren wir für ein Moratorium der folgenden Art:
Warten wir den Einfluss zeitgemäßer und kleinerer Bauprojekte im Bereich Handorf-Gartencenter (Brückenbau, Kreisel) und Pleistermühlenweg auf den morgendlichen Pendlerverkehr ab und entscheiden dann, ob ein weiterer Ausbau überhaupt nötig ist. So können wir die B51 in ihrer jetzigen Form erhalten: Durch zeitgemäße, sinnvolle Einzelprojekte an neuralgischen Punkten entschärfen wir diese Punkte und machen damit den Verkehr flüssig. Gleichzeitig erhalten wir eine geschichtsträchtige Straße mit Denkmälern, einem alten Prozessionsweg einschließlich einer wunderschönen Lindenallee und weiteren über 300 alten Bäumen.
Vielleicht erkennen Sie ja, sehr geehrte Mitglieder der beiden o.g. Fraktionen der Stadt Telgte, die Zeichen der Zeit nicht. Dafür hat diese Zeichen gerade gestern noch ein 80jähriger Landwirt aus meiner Nachbarschaft so treffend und überaus deutlich erkannt und mir gegenüber geäußert. Er stellte diese Frage an mich: „Warum verstehen die alten …. der Politik nicht endlich, was uns die jungen Menschen vormachen und zeigen möchten?“ Er bezog sich genau auf diese, ihm so vertraute Straße, die B51. Er beklagte den riesigen Flächenklau, das Verlorengehen alter und vertrauter Umgebungen. Und er fragte nach dem Nutzen – da konnte ich ihm leider keine Antwort geben, denn meiner Meinung nach ist dieser Ausbau sinnfrei.
Nein, das ist nicht ganz richtig, es gibt natürlich Profiteure dieses Ausbaus: die überregionalen Logistikunternehmen, die u.a. zwischen den sogenannten Oberzentren Münster und Bielefeld verkehren. Ja, diese kleine Klientel profitiert insofern, dass sie genau 10 km weniger Fahrstrecke hat (B51 – B64) als über die Autobahnen A30/A33.
Damit gehören die Verfechter einer solchen Denkweise genau so wie der bekannte Logistikunternehmer und frühere Oberbürgermeister von Wolfsburg zu einer allmählich aussterbenden Spezies von Industriedienstleistern. Diese Verweigerer moderner Denkweisen lehnen die dringend benötigte Mobilitätswende, die ökologische und ökonomische Gesichtspunkte symbiotisch verbinden kann, kategorisch ab.
Wir als BI sind abgeklärte, verständige und dialogbereite Menschen, die sich um ihre Umgebung, um ihre Kinder und Enkelkinder, also um unsere nächsten Generationen viele Gedanken machen.
Wovor also haben Sie Angst? Warum sprechen Sie nicht mit uns vor der von Straßen.NRW anberaumten Öffentlichkeitsveranstaltung am 10.Juli in Telgte? Warum verschieben Sie Gespräche auf den Herbst? Ist der lange Arm aus Berlin so mächtig?
Wissen Sie, allmählich wird mir sehr klar, warum CDU und SPD auf Bundesebene gerade so richtig „abschmieren“. Sie beziehen uns mündige und verständige Bürger nicht mit ein, sie sprechen ja nicht einmal mehr deutlich mit uns. Sie beziehen keine Stellung – aus Angst? Weil sie vielleicht nur noch darauf bedacht sind, sich weiter an der Macht zu halten? Ist da wirklich nicht mehr? Kein Verantwortungsbewusstsein für Ihre Stadt, für Ihre Umgebung, für Ihre Bürger? Wir wohnen gerade einmal ca. 10-20 Fahrradminuten voneinander entfernt – da sollten wir doch zeitnah miteinander sprechen können.
Ich bitte Sie hiermit noch einmal (zum 3. Mal), sich mit uns in einen zeitnahen Dialog zu begeben und sich somit untereinander kennenzulernen und auszutauschen. Wir sind weder eine linke Chaoten- noch eine rechte Idiotengruppe!!
Aber, und das sollten Sie angesichts der politischen Großwetterlage einmal mehr bedenken: Wir sind die Wähler! Und die Wähler von jung bis alt sind engagiert und tolerant und klug. Und genau das erwarten wir auch von unseren Politikern. Politiker, die sich trauen, auch unangenehme Themen im direkten Dialog mit uns Bürgern zu diskutieren, zu argumentieren, sich die Meinung der anderen einfach nur anzuhören und sie einzuordnen.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“ – mit diesem Gedanken verbleibe ich mit herzlichen Grüßen und der Hoffnung einer baldigen positiven Antwort Ihrerseits
Maria Odenthal-Schnittler
Vorsitzende der BI B51 Telgte