Stellungnahme der BI B51 zu zwei Punkten, die von Straßen.NRW in der öffentlichen Sitzung (TOP 3) des Ausschusses für Stadtplanung, Stadtentwicklung, Verkehr und Wohnen (ASSVW) der Stadt Münster vorgestellt wurden
- „Alternativloser Straßenbau, an dem nicht zu rütteln ist“
Straßen.NRW verweist immer wieder darauf, dass der Ausbau der B51 zwischen Münster und Telgte „alternativlos“ sei (laut Herr Ransmann der „O“-Ton des Verkehrsministers Wüst). Weiterhin wird vielfach betont, dass „daran nicht zu rütteln ist“.
Diese Verweise auf Diktate von oben irritieren sehr. Es fehlen Argumente, die einen interessanten Diskurs erlauben würden. In der Regel wird solch ein Verfahren -wie hier von Straßen.NRW – dann angewandt, wenn wirklich gute und stichhaltige Argumente fehlen und/oder wenn Regierungen diktatorisch geführt werden, die einfach auf die Unmündigkeit der BürgerInnen setzen.
Da der letztere Punkt in unserer heutigen Zeit bei uns in Deutschland Gott sei Dank nicht mehr der Fall ist, kann nur die erste Annahme wirklich in Betracht kommen.
In diesem Fall verweisen wir auf Jürgen Habermas, einen der bedeutendsten deutschen Gegenwartsphilosophen, der immer und immer wieder auf den wichtigen und fruchtbaren Diskurs verweist. Dabei ist für ihn besonders wichtig:
……. der zwanglose Zwang der besseren Argumente …….
Auf solch einem Niveau sind wir immer gerne zum Dialog bereit.
- „Wissenschaftlichkeit des Vorgehens“
Straßen.NRW verweist auf die „Wissenschaftlichkeit“ der Verkehrsprognosen, die bei den Öffentlichkeitsveranstaltungen in Handorf und Telgte vorgestellt werden sollen. DTV-Verkehrsconsult GmbH aus Aachen wird laut Herrn Epmann dort seine Prognosen bzgl. der Kfz-Verkehrsentwicklung unter Einberechnung des Modal Split detailliert vorstellen (erste Daten wurden uns in Münster vorgestellt).
Auch hier wieder irritierend ist für uns dieses „Totschlagargument“ der Wissenschaftlichkeit (Ausdrücklich beziehen wir uns hier nicht auf die Arbeitsweise von DTV-Verkehrsconsult, deren Reputation außer Frage steht!).
Seriöse wissenschaftliche Forschung ist immer ergebnisoffen!!!! Bevor Daten und Ergebnisse in einer hochkarätigen Zeitschrift publiziert werden können, durchlaufen sie einen sogenannten Reviewprozess. Mehrere andere WissenschaftlerInnen, die auf dem selben Forschungsgebiet arbeiten, überprüfen kritisch alle Verfahren, alle Kontrollen und die ermittelten Daten. Nur dann – und wirklich nur dann – werden die Ergebnisse auch national und international akzeptiert und können der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Daher hier unsere Forderung an Straßen.NRW:
Allein der Verweis auf eine „Wissenschaftlichkeit“ reicht nicht aus, solange nicht auch andere WissenschaftlerInnen die vorgestellten Prognosen sowie alle Daten, Kontrollen, Parameter usw. kritisch überprüfen können. Erst dann sollte ruhigen Gewissens an die Öffentlichkeit gegangen und seriöse Prognosen präsentiert werden.
Wissenschaft ist immer ergebnisoffen und sollte nie, nie, nie nur eindimensional angegangen und betrachtet werden!
Daher greift der Verweis von Straßen.NRW auf eine sogenannte Wissenschaftlichkeit nun wirklich nicht.
Und damit sind wir wieder bei Punkt 1 – der Frage der seriösen und guten Argumente…….
Dr. Maria Odenthal-Schnittler