App statt Auto – Vortrag von Mobilitätsforscher Prof. Andreas Knie bei der Bürgerinitiative B51 Telgte e. V.
Humor-, temperamentvoll und provokant
Im Rahmen unserer Vortragsreihe „Treffen in Telgte 2.0“ hatten wir am 27.11.2019 den renommierten Mobilitätsforscher Prof. Andreas Knie zu Gast im Heidehotel Waldhütte.
Prof. Knie aus Berlin stellt alles auf den Prüfstand und in Frage: kostenfreie Parkplätze im öffentlichen Raum, Begrenzung de kostenpflichtigen Mitnahme von Mitfahrern, als Lösung des Mobilitätsstaus auf den ÖPNV setzen – sein Überblick über die augenblickliche Debatte und die Perspektiven der jungen Leute ließen manchen Zuhörenden nachdenklich zurück.
„Die jungen Leute haben ihr zuhause immer bei sich,“ so postulierte er. Brauche die ältere Generation dazu noch einen eigenen Raum, setzten junge Leute Kopfhörer auf, schauten in ihr Handy und seien in ihrer Welt. Dort werde es demnächst auch alle Mobilitätsangebote sofort greifbar geben, sei es der E-Scooter, die Mitfahrgelegenheit, das E-Auto als Sharing-Angebot oder die U-Bahn-Station.
Auf dem Land sei das ganz anders, da würden autonomes Fahren, Shuttle-Systeme und Sharing-Projekte auch unter Nachbarn das Privatauto ersetzen müssen. „Weil Telgte ja nun auch keine Großstadt ist“, lud er die Anwesenden direkt zu einem Pilotprojekt und Modellversuch ein. „Rufen Sie mich einfach an!“ Und diesem Angebot wollten einige direkt nachkommen.
„Aber ich werde mein Auto nicht gleich abschaffen,“ gab eine Zuhörerin nach der Veanstaltung kund. Darum ging es auch nicht. Zu Anfang reichen weniger gefahrene Kilometer durch die klügere Nutzung des vorhandenen Verkehrs, weniger Transporte – „die kosten ja nichts, daher fahren alle hin und her“, so Knie -, mehr digitale Unterstützung. „Wir brauchen viele, die mitmachen“, so sieht die Lösung des Experten aus.
„Ein 4spuriger Ausbau der Straße als Lösung der Mobilitätsfrage war nicht in diesem Portfolio,“ so Maria Odenthal-Schnittler, 1. Vorsitzende der Bürgerinitiative, zufrieden. „Allerdings hat Herr Knie uns auch klar gemacht, dass wir nicht die einzigen sind, die unter solchen Planungen leiden.“ Das hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung bei den Entscheidern.
Zugleich inspiriert als auch mit vielen neuen Fragen, die sie zum Teil auch noch stellen konnten, gingen die Teilnehmenden diskutierend nach Hause.