Leserbrief Maria Odenthal-Schnittler an die WN

„Kein frisches Geld für alte Ideen!“

Nein, liebe Leserinnen und Leser, dieser Aufruf kommt nicht von der BI B51 Telgte.

Nein, er steht auf der Website des „Rates für Nachhaltige Entwicklung“. Eine Institution, die von der Bundesregierung im Jahre 2001 berufen wurde und die aus aktuell 15 Mitgliedern des öffentlichen Lebens besteht. Eines dieser Mitglieder ist auch der Oberbürgermeister von Münster, Herr Lewe. Ganz aktuell gibt dieser Rat acht Empfehlungen für den Weg aus der Corona-Krise unter o. g. Motto. Unter Punkt 2. Krise als Chance zur Transformation nutzen steht: „Die nötigen Veränderungen in den Sektoren Industrie und Energie, aber auch in Mobilität und Landwirtschaft sollten so zügig wie möglich verwirklicht werden.“

Transformieren wir jetzt also diesen Aufruf des Rates – „kein frisches Geld für alte Ideen“ – ganz konkret auf unsere Situation, dann möchte ich folgenden Appell anfügen:

Sehr geehrte VerkehrsexpertInnen und PolitikerInnen in Berlin, in Düsseldorf und vor allem auch hier im Kreis Warendorf und in der Stadt Münster– hören Sie bitte auf diesen Aufruf, halten Sie keine wohlfeilen Reden mit Absichtserklärungen und schönen Worten (Zitat Lewe auf der Website des Rates: „Münster wird enkeltauglich“), sondern handeln Sie endlich ehrlich und zukunftsweisend! Was hält Sie ab? Sind die für einen Ausbau stehenden Lobbyverbände so stark und einschüchternd? Viel einschüchternder und erschreckender sind und sollten auch für Sie der aktuelle Klimareport des SRU (Sachverständigenrat für Umwelt der Bundesregierung) sein. Weiterhin rät das Umweltbundesamt (UBA) zu einer nachhaltigen Mobilität (öPNV), Hunderte von WissenschaftlerInnen, zusammengefasst im IPCC, warnen seit Jahrzehnten vor der menschengemachten Klimakatastrophe. Noch eindrücklicher für jede/n von uns sind die Tages-Nachrichten: Dürre, Trockenheit, Überschwemmungen und gerade jetzt der Mega-Zyklon „Amphan“. Und auch hier im Münsterland erleben wir das dritte Jahr in Folge Trockenheit, ich gieße schon jetzt im Mai jeden Abend stundenlang, um unseren Garten zu erhalten. Und natürlich die Corona-Krise mit ihren furchtbaren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen. Solche Pandemien werden mit ziemlicher Sicherheit häufiger und auch für uns Menschen noch wesentlich gefährlicher auftreten.

Doch zurück zu unserem eigentlichen Thema:

Deutschland muss !!!! den CO2-Ausstoß im Verkehrssektor innerhalb der kommenden 10 Jahre von ca. 160 Millionen Tonnen auf 95 Millionen Tonnen reduzieren. Das wird nur funktionieren, wenn wir endlich nach dem o. g. Prinzip handeln:

Kein frisches Geld für alte Ideen! Sprich – keine müde Mark mehr für den sinnfreien Ausbau der B51, die geplanten gigantischen Brückenbollwerke in Handorf und auf Telgter Gebiet, die Vernichtung von Fläche und Hunderten von alten Bäumen, die Vernichtung von Kulturdenkmälern, die erschreckende Reduzierung der Biodiversität und die Erhöhung des CO2-Ausstoßes durch eine Zunahme des Verkehrs nach dem Ausbau!

Zum Schluss jetzt wirklich der konkrete Aufruf der BI B51 Telgte:

Kein frisches Geld für alte Ideen (Projekte), die jetzt und heute von direkt betroffenen Kommunen abgelehnt werden.

Oder drücken wir es wieder positiv aus: Altes Geld für frische Ideen!

Z. B. die Umwidmung der noch nicht verbrauchten Gelder des BVWP 2030  in die Unterstützung des öPNV, der Bahn, in innovative Konzepte und Planungen zur Realisierung einer höheren Taktung unserer Eurobahn unter Einbezug der Schrankensituation in Telgte und entlang der Strecke oder auch in visionäre Ideen wie Gondel- und „on-demand“-Systeme.

Dr. Maria Odenthal-Schnittler