Austausch mit jungen Wissenschaftlern

Bild, von links nach rechts: Leo Vethake, Ole Ernst, Ulla Woltering, Rainer Woltering, Dr. Werner Allemeyer

Auf Anfrage der Forschungsgruppe „Achsen nachhaltiger Mobilität“ der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund fand ein interessanter und lebhafter Austausch zwischen der Bürgerinitiative B51 Telgte e. V. und den zwei jungen Verkehrswissenschaftlern Leo Vethake und Ole Ernst statt. Die Studenten hatten auch an unserem Diskussionsabend im Bürgerhaus teilgenommen und sich so ein Bild von den Planungen zum vierspurigen Ausbau der Straße zwischen Münster und Telgte gemacht.

Im Rahmen der Forschung der Studenten beschäftigen sie sich mit dem Thema nachhaltiger Pendler-Mobilität im Münsterland und den daraus resultierenden Herausforderungen. Da waren die Studierenden in Münster am richtigen Ort: „Stabile Pendlerregionen“, das war einmal ein wichtiges Forschungsthema am Institut für Raumplanung in Münster. Der damalige Mitarbeiter, spätere Bundesminister und dann Leiter des Umweltprogramms der UNO (UNEP), Prof. Dr. Klaus Töpfer, hat dazu namhafte Beiträge geleistet.

Das Gespräch drehte sich um die Schwerpunkte Mobilität, Siedlungsentwicklung, politische Prozesse und Verwaltungshandeln. Über die Entwicklung der gegenwärtigen Raumstrukturen war man sich im Gesprächskreis schnell einig: Die Verfügbarkeit des PKW für immer mehr Menschen (2023: 722 PKW/1.000 Einwohner) ermöglichte dezentrale Siedlungsstrukturen mit großem Flächenbedarf für Einfamilienhäuser und zugleich das Erreichen entfernter Arbeitsstätten. Es entstanden „stabile Pendlerregionen“ (Töpfer). Mit Ausdifferenzierung der Bedürfnisse in den Bereichen Freizeit, Bildung, Kultur, soziale Kontakte schaukelte sich das System immer weiter auf. Die Bewohner*innen ländlicher Räume wurden „captive riders“. Die Verkehrsminister erklärten sich zum Dienstleister der individuellen Mobilität.

Unsere studentischen Gesprächspartner sehen, dass dieses Raumordnungsmodell mit seinem Flächenbedarf, dem Energiebedarf, den CO2-Emissionen an seine Grenzen stößt. Sie wollen Elemente einer nachhaltigeren Raumstruktur aufzeigen.

Das Projekt B64/B51 – G 10 NW – im Bundesverkehrswegeplan ist dazu ein passendes, konkretes Forschungsobjekt. Unter der Zielsetzung, eine leistungsfähige Verkehrsverbindung zwischen den zwei Oberzentren Münster und Bielefeld zu schaffen, ist ein sehr hoher Flächenverbrauch für die Umgehungsstraßen von Warendorf, Beelen, Herzebrock-Clarholz vorgesehen. Begleitbauwerke für Überquerungen und Anbindungen verändern zusätzlich die Landschaft erheblich. Das Bundesraumordnungsgesetz (BROG), das für das Raumplanungsinstitut der beiden Studenten so etwas wie das „Grundgesetz“ sein dürfte, wird möglicherweise in der Zielsetzung nicht beachtet. Das BROG fordert nämlich auch eine Raumstruktur, „die die sozialen und wirtschaftlichen Ansprüche an den Raum mit seinen ökologischen Funktionen in Einklang bringt“.

Ein weiteres Forschungsgebiet für ihre Aufgabe sehen die Studenten in der wissenschaftlichen Klärung der heutigen Rolle der Schienenverbindung entlang der B64/B51 und der künftigen Entwicklungsmöglichkeit.

Wir in der Bürgerinitiative sind uns der engen zeitlichen und finanziellen Grenzen einer solchen studentischen Forschungsarbeit bewusst. Wir sind aber auf das Ergebnis sehr gespannt und haben uns gefreut, dass sich junge Menschen mit den Gestaltungsmöglichkeiten des Raumes beschäftigen.

Von Seiten der Bürgerinitiative nahmen Dr. Werner Allemeyer, Rainer und Ulla Woltering statt. „Die Fragen und Vorstellungen der Studenten haben mir Mut gemacht, mich weiter in der Bürgerinitiative zu engagieren. Die Mobilität der Zukunft muss grundsätzlicher und damit letztlich auch tabulos gedacht werden. Ich sehe die Aufgabe meiner Generation darin, die vorhandenen Gewohnheiten und Bequemlichkeiten zugunsten von Verantwortung, fachlich-sachliche Einsicht und Gemeinschaftlichkeit und somit mehr Klimaschutz aufzulösen. Ich möchte den Boden bereiten, damit die jungen Menschen ihre innovativen Ideen und Alternativen zum Individualverkehr umsetzen können und nicht an der – westfälisch würde man sagen – Bräsigkeit, d. h. der Dickfelligkeit und Unbeweglichkeit der Ewiggestrigen scheitern.“ erklärt Ulla Woltering, stellvertretende Vorsitzende der Bürgerinitiative.

Abseits des Protokolls möchten wir unsere Leserinnen und Leser noch darauf aufmerksam machen, dass die künftige Regionalplanung derzeit zur Kenntnisnahme und zum Vortrag eventueller Bedenken online „ausliegt“. Es wird empfohlen, sich diese „Raumwidmungen“ einmal anzusehen, um evtl. eine eigene Betroffenheit zu erkennen, die man bis September als Widerspruch zu Protokoll geben kann: „REGIONALPLAN MÜNSTERLAND“.