Außer Spesen nichts gewesen – Straßen.NRW lud Landwirte ein, um Nebenstrecken vorzustellen

10. Dezember, nachmittags 14 Uhr: ca. 35 Landwirte wollten sich über mögliche Nebenstreckenplanungen informieren. Immerhin trennt die geplante 4spurige B51 sie von ihren Äckern, dem Zugang zur Genossenschaft, von KollegInnen, Liefer- und Arbeitswegen.

Straßen.NRW-Projektleiter Epmann reduzierte die Erwartungen an die Informationsveranstaltung im ersten Satz, denn die vorgestellte Strecke ging nur bis ca. 100 Meter vor der Lützowstraße, da man über den Anschluss der Kaserne noch keine Klarheit hat. Viele Landwirte aber kamen aus Telgte. Sei‘s drum.

Vorgeschlagen wurden groß zwei Varianten: eine Nordstrecke entlang der B51 gemeinsam für Rad- und Landwirtschaftsverkehr und zwei Südstrecken durch Felder und Wald. Letztere wurden vom Landschaftsgutachter und ökologischen Berater des Projekts auf Nachfrage sinngemäß als „ökologisch katastrophal“ charakterisiert.

Erstere verursachte bei allen Teilnehmenden Bauchschmerzen. „Weder auf dem Rad noch auf dem Trecker würde ich mich bei dieser Variante sicher fühlen“, so eine Teilnehmerin. Aber: während in anderen Bereichen die Straßenverkehrsordnung Sicherheit an die erste Stelle setzt, würde bei diesem Modell die Teilnehmenden mit „gegenseitiger Rücksichtnahme“ auf die eigene Verantwortung verwiesen. Wenn es zu heikel wird, könnte man ja einen zusätzlichen Radweg einplanen. Damit würde der Nebenweg auf fast zehn Meter Breite anwachsen.

Auch die wirtschaftlichen Einbußen werden auf die einzelnen Höfe verlagert: Arbeitszeit, Benzin- oder Dieselverbrauch. Müsste das nicht in die Wirtschaftlichkeitsberechnung des Ausbaus einfließen? „Das kann man nicht erfassen,“ so Epmann. Merkwürdig – wo man doch die Verkehrsentwicklung bis 2030 schon errechnen kann und deren Zunahme als Grundlage für die Planung dient, während die realen Zahlen eine Abnahme des Verkehrs auf der Strecke in den letzten zehn Jahren belegen. Sei‘s drum.

Außer Spesen nichts gewesen und das ist geschätzt gar nicht mal wenig: 35 Landwirte opfern mindestens drei Stunden, nehmen wir einen Satz von 30 Euro brutto die Stunde macht 3.150 Euro, dazu sechs Landesbedienstete in unterschiedlicher Funktion, sagen wir einen Durchschnittstagessatz inklusive Reisekosten und Spesen von 350 Euro, macht 2.100 Euro plus den Einsatz des Beratungsbüros Dialog Basis, die sicher mindestens einen Tagessatz, wenn nicht zwei wegen Vor- und Nachbereitung ansetzen, macht geschätzt 3.000 Euro – macht zusammen ca. 8.000 Euro .

Dafür haben wir Planvarianten vorgestellt bekommen, die die Landschaft ruinieren, eine unsichere Verkehrssituation herstellen, lange Wege bedeuten und damit eine wirtschaftliche Belastung von Einzelbetrieben. Sei‘s drum?

Daniela Kaminski