Abgründe der Fahrrad-Kultur entlang der B51

Guten Tag liebe Mitglieder unserer Bürgerinitiative B51 Telgte e. V. und liebe Interessierte unseres Blogs,

heute Morgen habe ich mir endlich die Zeit genommen und  meine Fahrt von Telgte nach Münster unterbrochen und einige Fotos gemacht. Ich bin, wie so oft, mit dem Rad unterwegs auf dem Radweg direkt neben der B51. Kurz vor dem Passieren der ehemaligen Abfahrt zur Umgehungsstraße bemerke ich, dass nach der Überfahrt der Radweg durch viele Baufahrzeuge blockiert ist, auch viele Bauarbeiter sind vor Ort. Es ist nichts markiert oder ausgeschildert, wo denn nun der Radweg weitergehen soll. Ich fahre rechts um den ersten Abschnitt und sehe dann einen provisorischen Radweg, bestehend aus weichem Schotter. Einige andere Radfahrer:innen schieben ihre Räder über diesen Weg, einige versuchen zu fahren.  Da mein Rad recht schmale Reifen hat, versinke ich sofort bzw. komme ins Wanken, meine Reifen drehen durch. Mein Rad schiebend suche ich nach einem anderen befahrbaren und sicheren Weg – aber keine Chance! Also fahre ich ein paar Meter zurück und dann auf die Bundesstraße. Es ist Gott sei Dank wenig Verkehr. Hier mögen vor allem die Befürworter des Ausbaus hören und staunen  – morgens gegen ca. 8.00 Uhr! Daher kann ich relativ gefahrlos das Stück entlang der Baustelle auf der Bundesstraße fahren, bis der Radweg wieder passierbar ist.

Ich nehme dieses Hindernis auf meinem Radweg heute endlich zum Anlass, meine Erlebnisse mit dem Rad auf dem Radweg neben der B51 von nun an zu dokumentieren. Da ich nicht so der Handy-Freak bin und das Smartphone entweder vergesse oder tief im Rucksack liegen habe, war mir die fotografische Dokumentation bislang entweder gar nicht möglich oder zu umständlich und zeitaufwendig. Das werde ich jetzt ändern, heute war der Startschuss für meine ganz eigene Doku über die „Abgründe der Fahrrad-Kultur entlang der B 51 zwischen Telgte und Münster und darüber hinaus“.

Was fällt mir nun dazu ein?

Anfangen möchte ich mit einer Aussage aus meinem Gedächtnisprotokoll über unser Gespräch mit Herrn Reinhold Sendker vor ca. zwei Jahren, als er die Verkehrssicherheit der Radfahrer als eines der  Hauptargumente für den Ausbau der B51 zur 4-Streifigket betonte. Von Verkehrssicherheit für uns Radler:innen habe ich heute nicht viel gespürt. Das heute war und ist ohne Zweifel eine Übergangssituation – sie verdeutlicht jedoch kristallklar, welchen Stellenwert die Planenden und Ausführenden bei Straßen.NRW den Radfahrerinnen und Radfahrern beimessen!

Dann fällt mir in diesem Zusammenhang eine  Pressemitteilung des Verkehrsministeriums in Düsseldorf vom letzten oder vorletzten Jahr  ein, in dem neue Stellen speziell für Radplanerinnen und Planer bei Straßen.NRW aufgeführt wurden. Sind die Stellen überhaupt schon besetzt und, falls ja, wo und was planen diese Menschen? Solche wirklich gefährlichen und nicht nötigen Zumutungen für Radfahrende an der B51 dürfen nicht passieren!

Dürfen die Planerinnen und Planer bei Straßen.NRW überhaupt planen, wie sie möchten? Diese Frage drängt sich mir förmlich auf. Denn ich sehe an keiner einzigen Stelle, dass sich irgendwer bei Straßen.NRW oder in den Verkehrsministerien in Düsseldorf und Berlin deutlich dafür einsetzt, das Auto vom Thron der Verkehrshierarchie zu stoßen.

Heute war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Wir Radfahrende sind meist zu großzügig, zu tolerant, vielleicht auch zu faul (das trifft oft auf mich zu), um uns über diese teilweise wirklich gefährlichen Situationen zu beschweren. Oder haben wir uns einfach im Laufe der Zeit an solche Situationen gewöhnt? Genau so, wie wir uns an die Unpünktlichkeit der Bahnen und der Busse gewöhnt haben, oder besser gesagt, es murrend in Kauf nehmen.

Genug ist genug!

Ich bitte Sie und dich – alle diejenigen, die sich über ähnliche wie die hier angesprochenen Zustände ärgern – sich zu melden, uns Fotos und kleine Beschreibungen usw. zuzuschicken. So können wir in loser Reihenfolge aufzeigen, was faul im Lande NRW bzgl. der angeforderten Mobilitätswende ist.

Der Radweg entlang der B51 soll keine „Via dolorosa“ mehr sein – er soll sicher, breit, schnell und eben werden.

Herzlichst
Maria Odenthal-Schnittler
1. Vorsitzende Bürgerinitiative B51 Telgte e. V.